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Lehre

Soziales Bauen im Roten Wien 1919 – 1934

Lehrveranstaltung Seminar Kunstgeschichte SS 2017, Universität Wien
In Zusammenarbeit mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

Architektur unterm Hakenkreuz

Lehrveranstaltung Seminar Kunstgeschichte SS 2017, Universität Wien. In Zusammenarbeit mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

SE Seminar: Architektur der Nachkriegsmoderne in Wien

Kunstgeschichte (nst./zeu.K.), WS 2017/18
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien

Inhalt:
Das Seminar befasst sich mit den spezifischen historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Wien der Nachkriegszeit (Kalter Krieg) und mit dem identitätsstiftenden Bekenntnis zum Neuaufbau der Stadt. Das zu thematisieren ist deshalb von Bedeutung, da der Architekturdiskurs zur Nachkriegsmoderne im Allgemeinen und – im Speziellen in Wien – in den letzten Jahren sehr kontrovers geführt wurde und wird. Die unterschiedlichen Positionierungen bewegen sich auf der einen Seite zwischen großer Wertschätzung der Bauten der fünfziger und sechziger Jahre, was sich beispielsweise in dem Aussprechen von Unterschutzstellungen oder behutsamen Sanierungen zeigt (Strandbad Gänsehäufel 1948-50, Böhlerhaus 1956-58, ehem. 20er Haus 1958/jetzt 21er Haus, Opernpassage 1955, Sitzungssaal Parlament 1955/56, ehem. Hoffmann-La Roche-Gebäude 1959-62/jetzt Hotel Daniel, ehem. Seerestaurant im Donaupark 1964/jetzt Korea Kulturhaus, Wiener Stadthalle 1958, Wohn- und Geschäftshaus Veitscher Magnesitwerke 1952-54/jetzt Hotel Grand Ferdinand etc.). Auf der anderen Seite wird der radikale Abriss der bisweilen als „hässlich“ oder „minderwertig“ klassifizierten Bauten der Nachkriegszeit gefordert und vollzogen (Südbahnhof 1955-61, Bundesländer-Versicherung am Donaukanal 1959-62, Afritschheim 1965, Hotel Intercontinental 1964). Die Themen befassen sich mit verschiedenen Bautypologien wie Verwaltungsgebäuden, Wohnbauten, Siedlungen, Hotels, Banken, Freizeitarchitektur, Verkehrsbauten, Schulen, Kindergärten, Geschäftsbauten, Ladenbauten, Inneneinrichtungen, Kulturbauten, Sakralbauten, Freiraumgestaltungen, Stadtplanungskonzepte, Wiederaufbaustrategien, Kunst am Bau etc. im Wien der Jahre 1945-1965.

Ziel:
Im Seminar wollen wir der Frage nachgehen, inwieweit die Architektur der Nachkriegszeit in der Tradition der 1930er und 1940er Jahre steht und welchen ArchitektInnen es gelang, neue Impulse für das Baugeschehen zu setzen oder innovative Techniken zum Einsatz zu bringen (z.B. Vorhangfassade). Viele ArchitektInnen der Zwischenkriegszeit bauten sowohl für das Naziregime und betätigten sich am Wiederaufbau der Stadt, andere, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hatten, waren von diesen Traditionen weniger belastet und orientierten sich eher an internationalen Entwicklungen. Hierbei geht es auch darum, die verschiedenen internationalen Netzwerke offenzulegen.

Methode:
Um das Seminar praxisnah zu gestalten, wollen wir möglichst viel am Objekt zu arbeiten, d.h. die LAV wird mit einigen Exkursionen verbunden, bei denen Kurzreferate zu halten und Handouts vorzubereiten sind. Einige ExpertInnen (BDA, Az W etc.) werden zu Fachvorträgen im Seminar einladen.

SE Seminar: Architektur des Geldes. Wiener Banken im internationalen
Kontext (19. bis 21. Jahrhundert)

Wahlseminar Kunstgeschichte, WS 2017/18
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte der Technischen Universität Wien

Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in der Wiener Innerstadt zahlreiche monumentale Bank- und Börsegebäude, die im Bankenviertel rund um die Herrengasse (Standort der 1. Österreichischen Nationalbank ab 1819), Freyung, Renngasse und Am Hof errichtet wurden. Um die Jahrhundertwende rückten die Banken in die Zone der Ringstraße sowie in ihre unmittelbare Nähe (Börse, Postsparkasse, Wiener Bankverein/Schottenring, Österr. Nationalbank etc.). Die von prominenten Architekten wie Heinrich Ferstel, Emil Förster, Theophil Hansen, Otto Wagner, Adolf Loos, Ernst Gotthilf-Miskolczy/Alexander Neumann, Leopold Bauer u.a. geplanten repräsentativen Bankbauten sollten dem Kunden durch ihre Architektursprache, Materialität sowie dem Einsatz moderner Technik ein Gefühl von Sicherheit, Beständigkeit und Solidität vermitteln.

Im Seminar wird die sozialökonomische Rolle des Bankenwesens in historischer wie kultureller Hinsicht thematisiert. Der Bautypus "Bank" entwickelte sich seit dem 18. und besonders im 19. Jhdt., wobei die bauhistorischen Vorbilder bis in die Antike (Schatzhäuser) zurückreichen. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass das neuzeitliche Bankenwesen seinen Ursprung im Italien der Renaissance hat. Dies erklärt auch, weshalb viele Bankbauten des Historismus wie italienische Palazzi aussehen.

Während der Bankenbau in der Zwischenkriegszeit stagnierte, boomte er in den Jahren des Wirtschaftswachstums der 1960er-70er Jahre. Hier sind die Aktivitäten der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien von Bedeutung, die jungen Architekten den Neu- oder Umbau von Bankfilialen in Wiener Bezirken übertrug und experimentelle Lösungen zuließ. Genannt seien Johannes Spalt, Friedrich Kurrent, Johann Georg Gsteu oder Günther Domenig, dessen bekanntestes Beispiel die Z-Filiale in der Favoritenstraße, 1975-79, ist.

Im Zuge der Digitalisierung kam es in den letzten Jahrzehnten zu einem dramatischen "Bankensterben", unzählige Filialen wurden geschlossen. Im Zeitalter des Online-Banking stellt sich daher die Frage, ob es diesen Bautypus heutzutage überhaupt noch braucht. Die großen Banken verkaufen ihre innerstädtischen Standorte und bauen stattdessen repräsentative Firmensitze in den Stadterweiterungsgebieten. Dies sind große Verwaltungs- und Prestigebauten und haben kaum mehr etwas mit traditionellen Bankbauten gemein (Erste Group Zentrale Hauptbahnhof 2016, Architekten Henke und Schreieck; Bank Austria Filiale/Austria-Campus Nordbahnhof Soyka / Silber / Soyka Architekten, ab 2015-18 etc.).

Im Seminar wollen wir uns mit der Architektursprache der historischen Banken sowie ihrem Bauprogramm befassen. Aktuell wird der reiche Bestand an prunkvollen Bankgebäuden an repräsentativen Standorten neuen Funktion zugeführt. Die Nutzungen, meist unter Einbeziehung des Denkmalamts, reichen von Kulturbauten bis zum Hotel, Wohnungen, Büros, Wettbüros, Supermärkten, Shops etc. Diese Verwertungen sollen kritisch hinterfragt werden.

Geplant sind verschiedene Exkursionen zu einzelnen Bankgebäuden. Von den TeilnehmerInnen sind vor Ort Kurzreferate zu halten und Hand-outs auszuarbeiten.

SE Seminar: Soziales Bauen im Roten Wien 1919-1934

Kunstgeschichte (zeu./nst.K.), SS 2017
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien

Inhalt:
Mit der Ausrufung der 1. Republik und der sozialdemokratischen Wiener Stadtregierung 1919 wurden nach dem 1. Weltkrieg wichtige Bauaufgaben realisiert. Die größte Herausforderung war die Lösung der Wohnungsnot. Vorerst wurden noch Siedlungen mit Kleingärten zur Eigenversorgung gefördert, genossenschaftliche Siedlungsprojekte (A. Loos, J. Frank, M. Schütte-Lihotzky etc.), die bald durch die großen Wohnblocks ("Superblocks") mit Wohnfolgeeinrichtungen (Zentralbäder, Wäschereien, Kindergärten, Ambulatorien, Mutterberatungsstellen, Büchereien, Geschäfte etc.) und künstlerischer Ausgestaltung ("Kunst am Bau") abgelöst wurden. Ziel war es, der Arbeiterschaft hygienische und leistbare Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Aber auch neue Bauaufgaben wurden von der sozialdemokratischen Stadtregierung angegangen und bedeutende Bautypologien geprägt: Arbeitsämter, Arbeiterheime, Arbeiterkrankenkassen, Krankenhäuser, Ambulatorien, Kinderübernahmestellen, Schulen, Ledigenheime, Krematorium, Industriebauten, Festbauten, Bäder, Freibäder, Sportbauten, Versteigerungsanstalten, Freiräume und Parks etc.

Ziel:
Im Seminar wollen wir uns mit dem gesellschaftspolitischen Phänomen des Roten Wien auseinandersetzen, seinem politisch motivierten Zugang zum Bauen und den sozio-ökonomischen Voraussetzungen. Am Beispiel unterschiedlicher Bauaufgaben soll die damit verbundene Ideologie offengelegt werden. Unser Interesse gilt auch den AkteurInnen, den Architekten und auch den ersten Architektinnen, die aus ganz unterschiedlichen Architekturbewegungen kamen.

Methode:
Um das Seminar möglichst praxisnah zu gestalten werden wir einige Exkursionen in Wien anbieten, wo wir verschiedene Bauten und Ausstellungen ("Waschsalon Karl-Marx-Hof", Anton Brenner Wohnungsmuseum etc.) gemeinsam besuchen werden, um Ihnen einen optimalen Input für Ihre wissenschaftliche Seminararbeit zu bieten. Bei den Exkursionen sind jeweils Kurzreferate zu halten und Handouts vorzubereiten. Die verbleibenden Referate werden im Seminarraum abgehalten. Am Semesterende hat jeder/jede ein Abschlussreferat zu präsentieren.

SE Seminar: Architektur unterm Hakenkreuz

Wahlseminar Kunstgeschichte SS 2017
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte der Technischen Universtät Wien

Das Seminar Architektur unterm Hakenkreuz ist thematisch kombiniert mit der Exkursion Architektur und Nationalsozialismus: Orte der Macht - des Gedenkens - der Dokumentation (LVA 251.781), die uns im Mai nach München und Nürnberg führt. Jene Städte, die im Nationalsozialismus als "Hauptstadt der Bewegung" und "Hauptstadt der Reichsparteitage" bezeichnet wurden und durch die Auszeichnung als sog. "Führerstädte" im architektonischen Ausbauprogramm Hitlers einen wichtigen Stellenwert einnahmen. Auch für Wien, als "Tor zum Südosten", gab es umfangreiche Neugestaltungspläne. Die Bauten als auch die Planungen sind Zeugnisse des faschistischen NS-Apparates. Die nach 1945 gebauten Orte des Gedenkens und der Dokumentation stehen für die Erinnerung und gegen das Vergessen. Im Rahmen des Seminars werden anhand ausgewählter Fallbeispiele verschiedene Bautypologien der NS-Architektur untersucht, wie großräumige städtebauliche Achsenplanungen, Parteibauten (Gauforen), Kriegsbauten (Flaktürme), Wohnbauten/Wohnstädte, Rüstungsindustriebauten etc. als auch jene Bauten, die heute und in Zukunft des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus und der Dokumentation der Geschichte dienen.

EX Exkursion: Architektur und Nationalsozialismus: Orte der Macht - des Gedenkens - der Dokumentation

Kunstgeschichte, SS 2017
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte der Technischen universität Wien

Die Exkursion zum Thema Architektur und Nationalsozialismus: Orte der Macht - des Gedenkens - der Dokumentation ist dieses Semester mit dem Wahlseminar Kunstgeschichte zum Thema "Architektur unterm Hakenkreuz" (257.035) gekoppelt. TeilnehmerInnen des Wahlseminars werden vorrangig mitgenommen, wenn sich nicht genügend TeilnehmerInnen finden, ist die Exkursion für alle interessierte Studierende (max. 20) belegbar.
Das Thema der Exkursion ist die Architektur im Nationalsozialismus und führt uns in die "Hauptstadt der Bewegung" (München) und die "Hauptstadt der Parteitage" (Nürnberg). Wir werden aber nicht nur Orte und Bauten der NS-Repräsentation und Macht besichtigen, sondern auch Orte der Vernichtung (ehemaliges KZ Dachau), jene der Erinnerung und des Gedächtnisses (KZ-Gedächtnisstätte Dachau, Jüdisches Zentrum München, Nürnberger Kreuzweg) und der Dokumentation (München und Nürnberg, Dokumentationszentren).
Geplant sind Besichtigungen von:
München: Königsplatz, Verwaltungsbauten am Königsplatz, NS-Dokumentationszentrum, Jüdisches Zentrum München, Haus der Deutschen Kunst, Flughafen Riem, Luftgaukommando Süd, Musterbau f. Projektstadt Süd
Dachau: KZ-Gedenkstätte
Nürnberg: Reichsparteitagsgelände: Dokumentationsarchiv, Zeppelinfeld (Goldener Saal), Luitpoldarena, NSDAP Haus, Marienplatz, Nürnberger Kreuzweg, Reformations-Gedächtniskirche

Gastvortrag: Roland Rainer und die Gartenstadt Puchenau

SS 2017

im Rahmen der Lehrveranstaltung SE: Nach 1945: Architekturdebatten und Baupraxis in Österreich, an der Katholischen Privatuniversität Linz, Institut für Geschichte und Theorie Architektur.
LV-Leiterin: Prof. in Dr.in Anna Minta