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Lehre

SE Seminar: Sakralbau in Österreich nach dem Zweiten Vatikanum

Kunstgeschichte (nst./zeu.K.), WS 2018/19
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Wien

Inhalt:
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde auch die katholische Kirche vom Geist des Aufbruchs der 1960er Jahre ergriffen und es bildete sich eine liturgische Bewegung mit neuem geistigen Hintergrund. Die Kirche wurde nicht mehr als Denkmal von Macht begriffen, sondern als Raum für die Gemeinde. Die neu errichteten Kirchen vereinigten zeitgenössische ästhetische Vorstellungen mit bahnbrechenden theologischen Neuerungen. Die durch das Zweite Vatikanum veränderten pastoralen Leitlinien der katholischen Kirche schufen neue Voraussetzungen und eröffneten ein Experimentierfeld für den Kirchenbau der Moderne, die sich sowohl in neuen räumlichen Lösungen als auch in neuen Konstruktionsformen und Materialien abzeichneten. Die nach dem Zweiten Weltkrieg steigende Zahl der Gläubigen löste in der Nachkriegszeit einen regelrechten Bauboom aus, der sich in einer unglaublichen Vielzahl und Vielfalt von neuen Kirchenbauten widerspiegelt. Diese Entwicklung hat den sakralen Raum des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt und noch heute wirken ihre schlichten Räume und Baumaterialien radikal.

Ziel:
Im Seminar wollen wir anhand von ausgewählten Sakralbauten aus ganz Österreich der Frage nachgehen, wie sich diese Bauaufgabe in der Nachkriegszeit entwickelte und wie die ArchitektInnen auf die neuen Voraussetzungen, die durch das Zweite Vatikanum geschaffen wurden, in ihren Bauten reagierten bzw. welche architektonischen Lösungen gefunden wurden. Ebenso soll die Auswirkung dieser Entwicklung auf den weiteren Kirchenbau im Speziellen und der Architektur im Allgemeinen untersucht werden. Auch die Frage nach dem Umgang mit diesem bauhistorischen Erbe soll Berücksichtigung finden und damit die aktuellen Themen der Denkmalpflege und Umnutzung miteinbezogen werden.

Methode:
Neben inhaltlichen Einführungen und fachspezifischen Vorträgen wollen wir möglichst viele Kirchen vor Ort besichtigen und analysieren. Im Rahmen dieser kleineren Exkursionen sind von den Studierenden kurze Referate zu präsentieren. Alle anderen halten ihre Referate im Seminarraum, wo wir auch genügend Zeit für Diskussionen einplanen.

SE Seminar: Otto Wagner (1841−1918). Der "Stararchitekt" der Wiener Moderne

Wahlseminar Kunstgeschichte, SS 2018
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte an der Technische Universität Wien

2018 wird der wichtigsten Vertreter der Wiener Moderne gedacht. Vor 100 Jahren starben Gustav Klimt, Egon Schiele, Kolo Moser und Otto Wagner. Wagner ist der bedeutendste Architekt um 1900, dessen konsequente, aus der Funktion und Konstruktion heraus entwickelte und an den modernsten zeitgenössischen Materialien orientierte Formensprache einen radikalen Schnitt mit der Architektur des Historismus vollzog.

Das Seminar soll Studierenden die Möglichkeit geben, sich intensiv mit dem Werk Otto Wagners auseinanderzusetzen, der die Entwicklung Wiens zur modernen Metropole nachhaltig bestimmt hat. Neben berühmten Einzelbauten wie der Postsparkasse (1903–12), der Kirche am Steinhof (1902–07) oder seinen Villen und Wohnhäusern (wie z.B. das „Majolikahaus“ von 1898) sind vor allem seine städtebaulichen Konzepte und Verkehrsbauten in unserer Stadt nach wie vor präsent (Donaukanalbauten, Stadtbahn). Im Rahmen kleiner Exkursionen wollen wir uns Wagners Architektur vor Ort ansehen und auch gemeinsam die Otto Wagner Ausstellung im Wien Museum (ab 15. 3. 2018) besuchen. Durch eine weitere Ausstellung im Hofmobiliendepot haben wir zudem die Möglichkeit, anhand von Originalmöbeln Wagners eine Vorstellung seines Möbeldesigns und seiner Innenraumkonzepte zu bekommen. (Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten, ab 21. 3. 2018)

Im Seminar wollen wir die Fragen, was unter der Modernität Otto Wagners zu verstehen ist und inwiefern seine Architektur und seine theoretischen Schriften ein Zukunftskonzept für die nachfolgenden Architekten bereit hielt, diskutieren. Da Wagner zudem ein bedeutender Lehrer an der Akademie der bildenden Künste war (1894–1912) und ganze Architektengenerationen prägte, sollen auch seine Schüler, die sogenannte „Wagner-Schule“, besprochen werden. 1918 war eben nicht nur das Todesjahr prominenter Künstler, sondern es ist auch das Gründungsjahr der 1. Republik, in der die Wagner-Schüler in Wien zahlreiche, einer sozialen Ästhetik verpflichteten Bauaufgaben realisierten (z.B. Gemeindebauten) und Wagners Ideen in die Länder der ehem. Monarchie und ganz Europa trugen.