SE Seminar: Bäderarchitektur in Österreich im 19. und 20. Jahrhundert
Wahlseminar Kunstgeschichte, SS 2023
gemeinsam mit Ao.Univ.Prof.in Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber
am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Wien
Inhalt:
Das Baden ausschließlich zum Vergnügen hat eine relativ junge Geschichte. Der Ursprung der neuzeitlichen Badearchitektur ist einerseits eng mit der Geschichte der Hygiene und Medizin, andererseits mit dem Militär verbunden. Im 19. Jahrhundert erkannte man, dass das regelmäßige Baden die Ausbreitung ansteckender Krankheiten unterbindet, weshalb in den Städten die ersten Volksbäder und Badeschiffe entstanden. In den Militärschwimmschulen wurde den Soldaten Schwimmunterricht erteilt. Der gesundheitliche Aspekt führte ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Errichtung erster Schwimmhallen.
Im Seminar wollen wir uns auch mit den Strom- und Flussbädern entlang der Donau oder am Kamp sowie mit den Kur- und Thermalbädern in den Kurorten im Süden von Wien befassen, die eng mit dem Aufkommen der Sommerfrische verbunden sind. Die Aktualität des Themas zeigt sich auch darin, dass die Stadt Baden 2021 als eine von 11 Kurstädten in sieben europäischen Ländern unter dem Titel „The Great Spa Towns of Europe“ als transnationale, serielle Welterbestätte in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde.
Die neu entdeckte und wachsende Freizeitkultur führte zum Bau zahlreicher Strandbäder an den österreichischen Seen, die mit interessanten hölzernen Badeanlagen ausgestattet wurden.
Einen Auftrieb erfuhr die Badekultur im Roten Wien während der Zwischenkriegszeit, wo neben den Kinderfreibädern in den Arbeiterbezirken auch große Freibäder oder Hallenbäder errichtet wurden. Die modernen Anlagen hatten nun auch dem aufkommenden „Schwimmsport“ mit entsprechend langen Becken und Sprungtürmen Genüge zu leisten und wurden zu beliebten Verweilorten einer sinnvollen Freizeitgestaltung und der Regeneration.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bau von Schwimm- und Freibädern ein zentrales Thema des Wiederaufbaus. Das zeigt sich z.B. in dem kurz nach Kriegsende ausgeschriebenen Wettbewerb zur Wiedererrichtung des Gänsehäufels (1947-59), aber auch in der Errichtung von zahlreichen Hallenbädern in Österreich. Spannende Innovationen wie die Felsentherme in Bad Gastein (1968) sollen ebenso thematisiert werden wie die vielen Schwimmhallen des Bäderexperten Friedrich Florian Grünberger, der ab den 1960er Jahren für Wien ein einheitliches Bäderkonzept entwickelte. Dieses Konzept wirkte bis in die 1970er Jahre nach.
Ziel des Seminars ist es, die architekturhistorische und gesellschaftspolitische Bedeutung der Bäder Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert zu erforschen, die unterschiedlichen Typologien der Bäderarchitektur zu erfassen und innerhalb der österreichischen sowie der internationalen Architekturgeschichte zu kontextualisieren.
gemeinsam mit Ao.Univ.Prof.in Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber
am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Wien
Inhalt:
Das Baden ausschließlich zum Vergnügen hat eine relativ junge Geschichte. Der Ursprung der neuzeitlichen Badearchitektur ist einerseits eng mit der Geschichte der Hygiene und Medizin, andererseits mit dem Militär verbunden. Im 19. Jahrhundert erkannte man, dass das regelmäßige Baden die Ausbreitung ansteckender Krankheiten unterbindet, weshalb in den Städten die ersten Volksbäder und Badeschiffe entstanden. In den Militärschwimmschulen wurde den Soldaten Schwimmunterricht erteilt. Der gesundheitliche Aspekt führte ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Errichtung erster Schwimmhallen.
Im Seminar wollen wir uns auch mit den Strom- und Flussbädern entlang der Donau oder am Kamp sowie mit den Kur- und Thermalbädern in den Kurorten im Süden von Wien befassen, die eng mit dem Aufkommen der Sommerfrische verbunden sind. Die Aktualität des Themas zeigt sich auch darin, dass die Stadt Baden 2021 als eine von 11 Kurstädten in sieben europäischen Ländern unter dem Titel „The Great Spa Towns of Europe“ als transnationale, serielle Welterbestätte in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde.
Die neu entdeckte und wachsende Freizeitkultur führte zum Bau zahlreicher Strandbäder an den österreichischen Seen, die mit interessanten hölzernen Badeanlagen ausgestattet wurden.
Einen Auftrieb erfuhr die Badekultur im Roten Wien während der Zwischenkriegszeit, wo neben den Kinderfreibädern in den Arbeiterbezirken auch große Freibäder oder Hallenbäder errichtet wurden. Die modernen Anlagen hatten nun auch dem aufkommenden „Schwimmsport“ mit entsprechend langen Becken und Sprungtürmen Genüge zu leisten und wurden zu beliebten Verweilorten einer sinnvollen Freizeitgestaltung und der Regeneration.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bau von Schwimm- und Freibädern ein zentrales Thema des Wiederaufbaus. Das zeigt sich z.B. in dem kurz nach Kriegsende ausgeschriebenen Wettbewerb zur Wiedererrichtung des Gänsehäufels (1947-59), aber auch in der Errichtung von zahlreichen Hallenbädern in Österreich. Spannende Innovationen wie die Felsentherme in Bad Gastein (1968) sollen ebenso thematisiert werden wie die vielen Schwimmhallen des Bäderexperten Friedrich Florian Grünberger, der ab den 1960er Jahren für Wien ein einheitliches Bäderkonzept entwickelte. Dieses Konzept wirkte bis in die 1970er Jahre nach.
Ziel des Seminars ist es, die architekturhistorische und gesellschaftspolitische Bedeutung der Bäder Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert zu erforschen, die unterschiedlichen Typologien der Bäderarchitektur zu erfassen und innerhalb der österreichischen sowie der internationalen Architekturgeschichte zu kontextualisieren.